Abgewiesen im Kinky Club Hamburg: Zum ersten Mal in über 20 Jahren
Zwischen Frust und Gelassenheit – unser Plan B
Wir waren auf alles vorbereitet – nur nicht darauf, dass der Dresscode uns stoppen würde.
Die Vorfreude – nach zehn Jahren endlich wieder kinky
Es war fast ein Jahrzehnt her, dass wir zuletzt gemeinsam eine Kinky-Party besucht hatten. Viel zu lange, fanden wir beide. Zwischen Kindern, Job und Alltag blieb zwar nicht immer die Energie, aber irgendwann merkten wir: Wir wollen dieses Kribbeln zurück. Diese Mischung aus Aufregung, Nervosität, Verbotenem.
Also meldeten wir uns zu einer Veranstaltung in Hamburg an. Thema des Abends: Master & Slave. Schon beim Lesen der Beschreibung kribbelte es. Endlich wieder in eine Welt eintauchen, in der man Rollen ausprobieren, Fantasien ausleben und mit Gleichgesinnten in Kontakt kommen konnte.
Natürlich waren wir etwas eingerostet. Es gab ein Formular, in dem wir detailliert angeben sollten, welche Handlungen für den submissiven Part erlaubt sind und welche nicht. Ein bisschen fühlte es sich an wie eine Mischung aus Vertrag und erotischem Menü. Wir füllten alles sorgfältig aus. Keine Grauzonen, keine Missverständnisse. Schließlich wollten wir vorbereitet sein – so wie es sich für eine gute Sub und einen verantwortungsvollen Dom gehört.
Mein Outfit lag schon bereit: Halsband, Leine, dazu ein schwarzer Body und pinker Harness, das man drinnen wechseln konnte. Mein Mann hatte ein elegantes Hemd, eine schwarze Hose, schicke Schuhe.
Wir hatten Babysitter organisiert, die ganze Woche darauf hingefiebert – es konnte losgehen.
Die Ankunft im Kinky Club Hamburg – gespannte Gesichter
Am Samstagabend machten wir uns also auf den Weg. Schon auf der Fahrt fühlte sich alles ein bisschen wie ein erstes Date an. Meine Hände schwitzten, mein Herz klopfte, und gleichzeitig war da diese Vorfreude.
Vor dem Club standen bereits einige Paare. Manche Frauen waren noch im Alltagslook und hatten die Outfits für drinnen dabei. Die Männer wirkten korrekt gekleidet – Hemden, dunkle Hosen, nichts Auffälliges. Doch die Gesichter verrieten eine gewisse Anspannung.
Wir grinsten uns an und gingen zur Anmeldung. Ich war fast sicher, dass der Abend jetzt gleich „offiziell“ losging.
Der Schock an der Tür – „So kommt ihr hier nicht rein“
Doch dann kam alles anders.
Der Türsteher musterte meinen Mann von Kopf bis Fuß. „So könnt ihr hier nicht rein“, sagte er streng. Wir waren perplex. Wie bitte?
Mein Mann trug schwarze Schuhe, eine schwarze Hose, ein elegantes schwarzes Hemd. Klassisch, unauffällig, edel. Was genau sollte daran falsch sein?
Die Antwort: „Ohne Sakko und Krawatte geht es nicht.“
Ich schaute ihn sprachlos an. Ich selbst stand noch in Jeans und Bluse da – mein Outfit fürs Umziehen war in der Tasche. Andere Paare wurden ebenfalls abgewiesen. Es lag eindeutig nicht an uns allein.
Wir versuchten zu diskutieren. „Es stand nirgendwo, dass Sakko und Krawatte Pflicht sind“, sagten wir. Doch die Tür blieb hart: Dresscode ist Dresscode.
Was in den Regeln stand – und was nicht
Wir hatten die Eventseite, die Hausregeln und sogar das Anmeldeformular penibel gelesen. Es gab einen langen Fließtext zur „erwünschten“ Garderobe – elegant, gepflegt, gerne mit Sakko und Krawatte; „unerwünscht“ waren Jeans-Look, T-Shirts und Turnschuhe. Aber nirgends stand explizit „Pflicht“ oder „ohne Sakko kein Einlass“. Dazu kam die Checkliste, was mit dem submissiven Part erlaubt ist und was nicht – die hatten wir sorgfältig ausgefüllt. Kurz: Wir waren vorbereitet, regelkonform und dachten, alles richtig gemacht zu haben.
Vor Ort blätterten mehrere Paare auf ihren Handys durch genau diesen 500-Wörter-Fließtext, suchten nach dem magischen Satz – vergeblich. Wenn der Einlass tatsächlich an Sakko und Krawatte hängt, dann gehört das nach oben, fett, unmissverständlich – nicht als Wunschformulierung in einem Absatz
Das Bittere daran? Drinnen, so erzählten uns später Bekannte, zog sowieso jeder das Sakko aus. Aber für den Einlass war es offenbar unverzichtbar.
Zwischen Frust und Gelassenheit – unser Plan B
Kurz war da Frust. Wochenlange Vorfreude, Vorbereitung, Babysitter – und dann das. Doch nach ein paar Minuten entschieden wir: Wir lassen uns den Abend nicht kaputt machen.
Und wir gingen einfach weiter, schick in eine Bar. Cocktails, Tanz, Blicke, die vor Aufregung funkelten. Manchmal, das lernten wir, liegt das eigentliche Abenteuer nicht in der Location, sondern in der Art, wie man mit einer Enttäuschung umgeht.
Der Kinky Club Hamburg erstattete uns im Nachhinein den Eintritt, was fair war.
Unsere Learnings: Tipps für deinen nächsten Kinky Club Besuch in Hamburg
Damit dir nicht dasselbe passiert, hier unsere Learnings:
1. Dresscode ist Gesetz
Egal, wie schwammig die Website klingt – Clubs nehmen das ernst. Schick lieber ein Foto vorab oder frag nach.
2. Immer ein Ersatz-Outfit
Pack ein Sakko, eine Krawatte oder ein alternatives Outfit ein. Im Zweifel bleibt es im Kofferraum.
3. Humor behalten
Abweisung tut weh, aber die Szene lebt von Leichtigkeit. Ein Lächeln hilft mehr als ein Streit.
4. Plan B im Kopf haben
Eine Bar, ein Hotelzimmer, ein Spaziergang – Erotik ist nicht ortsgebunden. Sie entsteht zwischen euch.
Reflexion: Kommunikation, Grenzen und Lust
Diese Erfahrung im Kinky Club Hamburg war mehr als ein Dresscode-Problem. Sie zeigte uns, wie sehr wir uns aufeinander verlassen können, auch in Momenten der Enttäuschung. Kommunikation und Humor sind die wahren Schlüssel – im Club genauso wie in Beziehungen.
Vielleicht steckt genau darin die Essenz von BDSM: Regeln gibt es überall, doch die wahre Freiheit liegt darin, wie wir mit ihnen umgehen.
Glossar: Wichtige Begriffe für den Einstieg in die Kinky-Szene
Dom / Dominant
Die führende Rolle in einer BDSM-Dynamik, die die Kontrolle übernimmt.
Sub / Submissive
Die hingebende Rolle, die die Kontrolle abgibt.
Switch
Jemand, der beide Rollen – Dom und Sub – ausleben kann.
SSC (Safe, Sane, Consensual)
Grundprinzip der Szene: sicher, vernünftig, einvernehmlich.
RACK (Risk Aware Consensual Kink)
Einvernehmliche Praxis, bei der alle Beteiligten sich der Risiken bewusst sind.
Play Party
Ein Event, bei dem BDSM-Praktiken offen und konsensuell stattfinden.
Dresscode
Von Fetischwear bis Abendgarderobe – Teil der Atmosphäre, oft streng überwacht.
Consent
Einverständnis. Der wichtigste Grundsatz jeder gesunden Begegnung.
👉 Und falls du dich fragst, wie du dein eigenes Outfit für den nächsten Kinky Club in Hamburg findest: In meiner Podcastfolge [Kinky Outfit Guide] gibt’s Tipps, Erfahrungen und Inspiration – mit einer Prise Humor und einer Portion Lust.
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