Nicht wie so ein Porno!

Warum wir Sex nicht länger mit Scham bremsen sollten

Schriftzug „PORN“ als visuelles Symbol für gesellschaftliche Klischees und Vorurteile über Sexualität, stellvertretend für die Abgrenzung zwischen realer Lust und medialen Darstellungen.

Wie ein kleiner Satz jahrzehntelange Scham entlarvt und warum Frauen (und aber natürlich auch alle anderen) ihre Lust nicht länger verstecken, sondern feiern sollten.


Ich stand an der Ampel, als ich es hörte.

Eine Frau am Handy, Latte in der Hand, Stimme halb kichernd, halb kritisch:

„Also nee, nicht wie so ein Porno!“

Und zack – da war er. Dieser Satz. Diese Schranke. Dieses moralische Stoppschild in Minirockform.

Denn dieser Satz ist keine Seltenheit. Er ist ein kultureller Reflex. Eine verinnerlichte Bewertung von allem, was zu laut, zu wild, zu sichtbar ist. Und vor allem: zu weiblich, zu sexuell, zu selbstbestimmt.

Er fällt, wenn’s heiß wird. Wenn Fantasie aufkommt. Wenn jemand stöhnt, reitet, ausprobiert. Und wir denken: Oh Gott, wie sieht das denn aus?

Aber Moment mal: Warum eigentlich?
Warum tut gelebte Lust immer noch weh – vor allem gesellschaftlich?

Ein kurzer Disclaimer, bevor wir loslegen:

Pornos sind nicht per se das Problem. Im Gegenteil – viele Menschen nutzen sie, um sich zu inspirieren, ihre Fantasien zu erkunden oder neue Vorlieben zu entdecken. Und das ist absolut okay.

Pornos können neugierig machen, anregen, befreien. Aber: Wir müssen uns dabei immer wieder bewusst machen, dass Pornos Produktionen sind.
Sie sind inszeniert, choreografiert, geschnitten – wie jede andere Filmszene auch.

Das ist nicht schlecht – aber eben auch nicht die Realität im Bett.
Und genau da liegt der Knackpunkt dieses Textes:
Nicht der Porno ist falsch. Sondern die Vorstellung, dass unsere Lust genauso „aussehen“ oder „funktionieren“ müsste.

1. Der Satz, der mehr über uns sagt als über Pornos

„Nicht wie so ein Porno!“ – das klingt nach Abgrenzung. Nach Stil. Nach Selbstachtung.
Aber oft ist es einfach nur ein anderer Ausdruck für:
„Ich will nicht falsch rüberkommen.“
„Ich hab Angst, zu viel zu sein.“
„Ich hab gelernt, dass brave Frauen keine wilden Dinge tun.“

Und da wird’s spannend. Denn Pornos – so klischeebeladen sie auch sein mögen – sind nicht die Wurzel des Problems.
Die Wurzel ist: Scham.

„Wir verwechseln gesellschaftliche Normen mit persönlicher Wahrheit – und sabotieren dabei unsere eigene Lust.“
– Jede halbtherapierte Frau ever

2. Sexuelle Scham – made in Patriarchy

Von klein auf lernen Frauen:
Sei begehrenswert – aber nicht zu gierig. Sei sexy – aber nicht zu sexuell.

Was für Männer als Ausdruck von Männlichkeit gefeiert wird („Der weiß, was er will“), wird Frauen oft als Verlust von Würde verkauft.
Und so entstehen innere Barrieren:

  • Du willst stöhnen? Denkst aber: „Klingt zu gespielt.“

  • Du willst ihn reiten? Denkst aber: „Das sieht doch aus wie…“

  • Du willst was Neues probieren? Denkst aber: „Der denkt doch, ich schau heimlich Pornos.“

„Eine sexuell aktive Frau wird bewundert – solange sie ihre Aktivität geheim hält.“
– Gesellschaft, subtil wie immer

Die Botschaft: Gute Mädchen genießen still.
Oder am besten gar nicht.

3. Porno als Projektionsfläche: Was wir wirklich meinen

Wenn wir sagen „Nicht wie so ein Porno“, meinen wir oft nicht mal echte Pornos.
Wir meinen:

  • Künstlichkeit

  • Übertreibung

  • Kontrolle verlieren

  • Beurteilt werden

Wir meinen: Alles, was in uns Lust auslöst – und gleichzeitig Angst.

Pornos sind dabei nur die Projektionsfläche für unsere eigenen ungelebten Wünsche.
Das Problem ist nicht, dass sie unrealistisch sind – das sind Romcoms auch.
Das Problem ist: Dass wir denken, unsere Lust müsste realistisch sein.

„Authentizität heißt nicht: leise, sanft, angepasst. Es heißt: echt.“
– Auch du, wenn du dich traust

4. Tipps, um Porno-Scham loszuwerden

Du willst dich beim Sex freier fühlen? Mehr ausprobieren, ohne sofort in Panik zu denken: „Oh Gott, das wirkt doch voll wie ein Porno!“
Here we go – dein sexy Scham-Detox in 5 Schritten:

1. Erkenne den Moment

Achte bewusst darauf, wann der Gedanke aufkommt.
Bist du in Ekstase und plötzlich „raus“?
Wirst du schlagartig kritisch mit dir selbst?
Achtsamkeit ist der erste Schritt zur Entschämung.

2. Sag’s laut – oder schreib’s auf

„Ich hatte gerade Angst, dass ich zu laut bin.“
„Ich dachte gerade, du findest das billig.“
→ Ob im Gespräch oder Tagebuch: Deine Gedanken entlarven ihre Macht, wenn du sie aussprichst.

3. Spiel mit den Klischees

Du darfst dirty reden, laut schreien, ihn reiten wie ein Cowgirl – und dann kichern, weil’s Spaß macht.
Humor + Selbstbewusstsein = pure Macht.

4. Bild dich weiter

Lies Bücher über weibliche Lust (z. B. „Komm wie du willst“ von Emily Nagoski), hör Podcasts, lies Artikel wie diesen (du bist schon dabei, darling!).
→ Wissen entmachtet die Scham.

5. Mach’s zu deiner Fantasie

Vielleicht gefällt dir das, was du da machst, ja wirklich.
Vielleicht bist du nicht „wie im Porno“ – sondern einfach nur du in geiler Stimmung.

5. Sexualtherapie sagt: Es ist normal, zu zweifeln – und sexy, sich zu entfalten

Viele meiner Klientinnen sagen irgendwann:

„Ich will eigentlich, aber ich schäm mich, wenn ich’s dann mache.“

Willkommen im Club der 90% aller Frauen.

In der Sexualtherapie schauen wir:

  • Woher kommt deine Scham? (Erziehung, Religion, Ex-Partner…)

  • Wie fühlt sich Lust für dich an – körperlich, nicht nur kognitiv?

  • Wie kannst du dich im Körper spüren, statt dich von außen zu betrachten?

„Der Schlüssel zu erfülltem Sex ist nicht Perfektion – sondern Präsenz.“
– Jeder gute Sex-Coach ever

6. Sexuelle Erlaubnisarbeit: Ja, du darfst. Alles.

Was vielen fehlt, ist nicht Technik. Sondern: Erlaubnis.

Erlaubnis, zu begehren.

Erlaubnis, zu fantasieren.

Erlaubnis, zu genießen – auch ohne romantischen Filter.

Das nennt sich in der Fachsprache “erlaubnisbasierte Sexualentwicklung” – und sie ist ein verdammt gutes Gegengift zu „Nicht wie so ein Porno!“.

7. Porno ist nicht der Feind – sondern nur ein Stilmittel

Stell dir Porno wie ein Gewürz vor.
Zu viel davon macht’s künstlich. Aber richtig eingesetzt kann es intensivieren, experimentieren, inspirieren.

Nicht jede Frau mag Pornos. Und das ist okay.
Aber sie deshalb pauschal zum Problem zu erklären, heißt, die Verantwortung für eigene Hemmungen auszulagern.

„Du darfst das, was du willst – egal, wo du’s gesehen hast.“

8. Fazit: Du bist nicht wie ein Porno – du bist besser

Weil du echt bist.
Weil du fühlst.
Weil du Lust hast – und keine Angst mehr davor.

„Nicht wie so ein Porno“ ist eine kleine Bemerkung mit großer Wirkung.
Aber du bist kein Film. Kein Stereotyp. Kein Objekt.
Du bist eine Frau mit Körper, Geist, Libido und Fantasie.

Und genau das darf gesehen, gespürt, genossen werden.
Nicht heimlich. Nicht gefiltert. Nicht angepasst.

Laut. Schamlos. Sexuell.


Spring direkt rein – ohne Scham, dafür mit Fantasie. Zwei erotische Geschichten und ein Artikel helfen dir dabei, deinen Partner (und dich selbst) sprachlich wieder neu zu verführen.

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